Das Handbuch Zukunft besteht aus folgenden Essays und Texten:
- Vorrede.
- Eine neue Geschichte der Zukunft – Wer wir sind. Wo wir herkommen. Wer wir künftig sein können. | Eine neue Grunderzählung über uns selbst.
- Klimafragen. Zwölf Grundfragen, die sich aus der lennKlimakrise und aufgrund des sechsten Massenaussterbens ergeben.
- Das Glaubensbekenntnis des Neoliberalismus.
- Der Markt regelt das!
- Denken wir das doch mal zu Ende.
- Pressemeldung: Verlust hunderttausender Arbeitsplätze befürchtet.
- Generationenklima.
- Den Wasserhahn tätscheln.
- Enkel:innen – oder: Kreuzfahrt?
- Wir feuern uns derzeit ins Dinosaurierzeitalter zurück.
- ‚Web of Life‘: Das Netz, das uns einer Hängematte gleich trägt. Und wir sind: schwer.
- Wir sind Erde. Das (ökologische) Bekenntnis zum Leben.
- Es ist Zeit für das… Bekenntnis zum Leben.
- Das Klimanifest. Für ein generationen- und klimagerechtes Jetzt-Handeln.
- Leitlinien4Future – Sätze, Gedanken, Inspirationen, Aphorismen für eine zukunftsfähige Welt.
- Wenn ich die Zeit los bin (Songtext)
- Hinweis zu Klimaangst
Bonusmaterial:
- Was Sie schon immer nicht über Ihr Smartphone wissen wollten: Der ‚globale Impact‘ eines Smartphones … in Form einer emotionalen aber inhaltlich sachlichen Reportage.
Die vorgenannten Texte sind überwiegend Teil des Buches Eine neue Geschichte der Zukunft – Essays und Leitlinien4Future von Marc Pendzich.
Weitere Webportale zum Themenkreis Klima- und Aussterbekrise sowie gesamtgesells chaftliche Transformation:
- Handbuch Klimakrise – Klimakrise, Massenaussterben, Zukunft: Die relevanten Fakten, Zahlen und Argumente zur großen Transformation.
- SPRACHE MACHT ZUKUNFT – Ein klimagerechtes und zukunftsfähiges Vokabular. Eine Handreichung von Wolfgang Lührsen und Marc Pendzich
- LebeLieberLangsam.de – Webportal mit Gedankengängen zum ‚guten Leben‘ – für ein zufriedenes Leben in einer zukunftsfähigen Welt.
- Musik-und-Klimakrise.de – Musik, Klimakrise, Massenaussterben: Klimasongs & Co
Johan Rockström im Mai 2023:
„Sieben von acht Grenzen des Erdsystems sind überschritten.“1
Zukunft ist nicht mehr selbstverständlich. ‚Weiter so‘ bedeutet Zukunftslosigkeit. Es bedarf der aktiven Zukunftsermöglichung – durch uns, die Mitbürger:innen der Entscheider:innengenerationen.
Wer hier – im Handbuch Zukunft – eine konkrete Anleitung oder einen ausgeklügelten Plan zu einer gesamtgesellschaftlichen Transformation erwartet, ist schief gewickelt. Die bzw. den gibt es nicht, die/den kann es nicht geben: „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.“ (Konfuzius)
Das Handbuch beschreibt vielmehr eine grundlegende Idee von Zukunft: Es bedarf gesellschaftlich einer neuen Einstellung zum Leben – bzw. eine Rückbesinnung auf das, was der Mensch eigentlich ist: Wir sind Erde, Teil alles Lebendigen, sind sterblich und Teil des großen Lebenskreislaufes und haben uns der Natur zu unterwerfen, in dem wir die planetaren Belastungsgrenzen bewahren. So simpel ist das.
Das hat nichts mit den Minimalreformen zu tun wie sie bspw. die deutsche Bundesregierung derzeit (und seit Jahrzehnten) in Zeitlupe vor sich herschiebt, sondern mit dem umfassenden Loslassen einer Lebensweise, die definitiv nicht haltbar ist und die – wie soll ich es anders nennen angesichts des absehbaren Verlusts der existenziellen Lebensgrundlagen – menschen- und lebensfeindlich ist.
Anders als viele Mitbürger:innen offensichtlich denken, haben wir Menschen eine Menge zu gewinnen. Zum einen, dass es überhaupt eine Zukunft gibt. Zum anderen ein ‚gutes Leben für alle‘, dass auf angstfreier Daseinsvorsorge, Zeitwohlstand und lebendigen Beziehungen beruht.
Marc Pendzich.
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Aktuell:
Rede anlässlich des Earth Overshoot Day am 1. August 2024, gehalten bei der Veranstaltung des BUND Hamburg auf dem Hamburger Rathausmarkt
Hallo und herzlich willkommen zur Aktion des Arbeitskreises Suffizienz des BUND Hamburg und der BUND-Jugend anlässlich des Earth Overshoot Day, des Erdüberlastungstags.
Meine Kolleg:innen und ich werfen in unserem Arbeitskreis die Frage auf: „Wie können wir Menschen gut versorgt und zufrieden gemeinsam innerhalb der naturgesetzlichen planetaren Grenzen leben?“ – Was ist genug?
Diese Frage wird viel zu selten gestellt und so leben wir Menschen der Industriestaaten des globalen Nordens grotesk über unsere Verhältnisse.
Morgen, am ersten August, 152 Tage vor Jahresende, ist nun der Tag, an dem wir Menschen aus den Industriestaaten mit unserer HöherSchnellerWeiter-Lebensweise dafür gesorgt haben, dass alle Ressourcen aufgebraucht sind, die uns dieser fantastische Planet für dieses Jahr zur Verfügung stellen kann.
Ab jetzt leben wir Menschen des globalen Nordens auf Kosten der jungen und kommenden Generationen, ab jetzt leben wir auf Kosten der Menschen des globalen Südens und zerstören ihre Zukunft auf dieser Erde.
Konsequent wäre also, morgen früh in einen kollektiven, globalen Shutdown zu gehen, in eine Art „Wartestarre“ – und zwar für den Rest des Jahres. Das passiert natürlich nicht, aber, liebe Mitmenschen: in Deutschland die Erzeugnisse von drei Erden zu verbrauchen, wo nur eine ist, das ist zukunfts- und lebensfeindlich.
Die Hamburger Politik strickt unablässig mit an der begonnenen Klima- und Aussterbekatastrophe. Der eklatante Widerspruch zwischen der ökologischen Weltlage einerseits – und dem illusionären Wunschtraum, es könne ewig so weiter gehen, wie bisher andererseits – wird in Hamburg besonders deutlich anhand des geplanten Baus der A 26 Ost. Auch ihr Bau überschreitet die rote Linie der planetaren Belastungsgrenzen.
Wenn wir Menschen uns dafür entscheiden, die existenziellen Lebensgrundlagen von uns selbst, unserer Nachkommen und aller nachfolgenden Generationen zu bewahren, dann muss der Earth Overshoot Day wieder zurück auf den 31.12. verschoben werden.
Den Erdüberlastungstag auf den 31. Dezember zurückzudrängen, bedeutet, dass wir uns gesellschaftlich eine neue, andere Lebensweise aneignen.
Dann brauchen wir diese A-26-Ost-Autobahn nicht.
Wir brauchen überhaupt keine neuen Autobahnen mehr. Wir kriegen nicht mal die bestehenden saniert.
Wir brauchen unversiegelte Flächen, CO2-speichernde Moore, funktionierende Natur mit zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, die in Balance miteinander leben – wir brauchen das Moor von Moorburg und das coole ist, wir brauchen in dem Fall nichts zu machen, sondern einfach die Dinge so lassen wie sie sind. Unterlassung ist oftmals die einfachste und beste Option, die wir Menschen haben.
Und wenn wir uns nicht dafür entscheiden sollten, die existenziellen Lebensgrundlagen von uns selbst, unserer Nachkommen und aller nachfolgenden Generationen zu bewahren, dann brauchen wir die Autobahnen bald auch nicht mehr.
Liebe Anwesende, liebe Mitstreitende, Michael Ende hat mal gesagt:
„Auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen.“1
Habt Ihr mal gesehen, wie so ein Containerschiff auf der Elbe gedreht wird? Spektakulär – und jawohl, es funktioniert. Der Dampfer bleibt heil und fährt hinterher einfach weiter, nur eben in die richtige Richtung.
Genau das brauchen wir für diese Gesellschaft.
Lasst uns den Dampfer drehen, dann haben wir auch wieder so etwas wie Zukunft – und das ist eine Perspektive, die ich verlockend finde: wieder eine Zukunft zu haben.
Denn das ist es, worunter ich persönlich am meisten leide und ich glaube vielen anderen geht es genauso: Wir leiden massiv unter der aktuellen Perspektivlosigkeit.
Und selbst, wenn es mal ruckelig wird beim Umdrehen des großen Dampfers: Ernsthaft, alles ist besser, als keine Zukunft zu haben. Es geht schlicht um die Umsetzung des Artikels 20a des Grundgesetzes, der den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen garantiert.
Wir vom Arbeitskreis Suffizienz des BUND Hamburg sagen, wir brauchen keine neuen Autobahnen. Vielmehr brauchen wir eine neue Lebensweise sowie einen Erdüberlastungstag, der keine Bedeutung mehr hat und deshalb abgeschafft werden kann.
Wir möchten Zukunft haben. Für uns selbst, für unsere Nachkommen, für „unser“ Hamburg. Für „unser“ Europa. Zukunft für alle unsere Mitmenschen, egal wo sie wohnen, egal wie sie leben, egal, wen sie lieben – und für alle Lebewesen auf diesem Planeten, ob sie nun Wurzeln, zwei oder vier Beine, Flossen oder Flügel haben.
Zukunft wird aus Mut gemacht. Lasst uns mutig sein.
>> s. a. Pressemitteilung des BUND Hamburg am 31.07.2024;
>> Zum Arbeitskreis Suffizienz des BUND Hamburg siehe hier.
1 Michael Ende, 1994, in: Zettelkasten. Skizzen und Notizen. Weitbrecht. S. 276.
Aktuelle Essays:
Eine Gesellschaft, die sich selbst zerstört, ist verrückt.
Folgendes scheint mir die Frage des Jahres 2023 zu sein:
- Hat eine Gesellschaft die ‚Freiheit‘ bzw. das Recht, sich selbst zu zerstören durch Vernichtung der existenziellen Lebensgrundlagen? – oder, etwas anders aufgezogen:
- Ist es demokratisch-rechtsstaatlich, wenn eine demokratisch gewählte Mehrheit „Bequemlichkeit“ wählt und somit befindet, eine Bewahrung der existenziellen Lebensgrundlagen nicht erforderlich sei – und in der Konsequenz habe sich die Minderheit diesem zivilisationsvernichtenden Votum zu beugen?
Ich meine: nein.
Ist es nicht vielmehr so, dass Klima- und Mitweltzerstörung lebensfeindlich ist und somit Demokratie-feindlich, den (Rechts-)Staat in seiner Existenz bedroht und somit Grundgesetz-widrig?
Wenn dem so ist, dann können und müssen sich sämtliche Politiker:innen, die bekanntlich ihr Amt auf dem Boden des Grundgesetzes ausüben, genau darauf berufen, dass sie entgegen vermuteter Wähler:innenwünsche gar nicht anders können, als ihrer Pflicht zur Bewahrung der existenziellen Lebensgrundlagen nachzukommen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und Gesetze zu verabschieden.
In drei Worte gefasst: Klimapopulismus ist verfassungswidrig.
Mein Ceterum censeo2 – also der Satz, der am Ende jeder Diskussion mit gefühlten 99 Prozent aller deutschen Politiker:innen eingebracht werden kann:
- „Im Übrigen bin ich der Auffassung, dass sich verfassungswidrig verhält, wer unzureichend gegen die Erdsystemkrisen vorgeht.“
Und, noch ein Schlussgedanke: Wenn also eine Gesellschaft, die sich selbst zerstört, verrückt ist, ist sie realitätsfern und so bedarf es eines Realitätschecks. Eines Herunterholens von der Wolke. Einer (Rück-)Besinnung. Auf das, was der Mensch wirklich ist: Ein biologisches, sterbliches Wesen auf einer Oase des Lebens inmitten unbelebter Sterne.
Der ökologische Dreisatz: Mögliche und unmögliche Dinge.
- Es gibt Dinge, die bislang nicht möglich waren und jetzt möglich werden – wenn sich die Menschheit entschließt, die existenziellen Lebensgrundlagen zu bewahren und somit die Zivilisation: Ein ‚gutes Leben für alle‘, Ende der Ausbeutung, Ausstieg aus dem Hamsterrad, Zeitwohlstand, angstfreie Daseinsvorsorge.
- Es gibt Dinge, die künftig nicht mehr möglich sind – wenn sich die Menschheit entschließt, die existenziellen Lebensgrundlagen zu bewahren und somit die Zivilisation: Fliegen. Fleisch-Flatrate. SUV.
- Letztgenannte Dinge sind künftig übrigens auch dann nicht mehr möglich, wenn die Menschheit in einem ‚Weiter so‘-Modus vor sich hin trudelnd sich selbst die existenziellen Lebensgrundlagen wegmeißelt und somit
- im Flugzeug sitzend,
- am SUV-Onlinekonfigurator planend und dabei
- in einen Rindfleischburger beißend
in den Zivilisationsabsturz steuert.
Ein Weiter so kann es nicht geben. Ein Weiter so gibt es nicht.
Über die Planke gehen.
Wir Erwachsenen sind dabei, uns selbst und sämtliche Nachgeborenen in den Zivilisationsabsturz zu drängen. Mit dem folgenden Szenario sei die Frage aufgeworfen, wer genau in den letzten Jahren ‚radikaler‘ geworden ist: Die Zukunftsaktivist:innen? Oder doch eher die vermeintliche Mehrheit der Weiter-so-Mitbürger:innen?
Wir Erwachsenen sind kollektiv versammelt auf dem Lido Deck eines riesigen Alb-Traumschiffs. An die Reling ist eine lange Planke installiert, die aufs Meer hinausragt – und auf der sämtliche Kinder dieser Erde stehen, also konkret die gesamte jüngere Generation, und ja, wer genau hinschaut: Die noch Ungeborenen sind auch dabei, dort auf der Planke.
Es ist Zeit, Abschied zu nehmen.
Wir, die Träumenden der Generationen ‚Weiter so‘, lassen unsere Blicke suchend durch die Menge junger Menschen schweifen – und wenn wir sie zwischen den vielen, vielen Gesichtern entdecken, winken wir unseren Kindern und Enkel:innen noch einmal zu.
Lobbyist:innen eilen übers Deck und beschwören verzagte Zweifler:innen, denen hier und da ein Wehklagen entgleitet, Ruhe zu bewahren, denn das, was hier geschieht, sei unbedingt und alternativlos erforderlich, damit die lebenslange Kreuzfahrt der Nachkriegsgenerationen geschmiert und geölt weiter so gehen kann.
Und dann ist es soweit. Der Kapitän der MS Deutschland (hier wurde „Das Traumschiff“ gedreht) – auch Bundeskanzler genannt – tritt, flankiert von seinem persönlichen Fossilen Deutschen Piraten (andere nennen ihn den Finanzminister), vor und fordert die Menge auf jetzt zu springen: „Im Namen des erwachsenen Volkes und: für die Zukunft.“
Einzelne Kleinkinder mit Teddys im Arm setzen sich vorsichtig in Bewegung. Die größeren hingegen bleiben wie angewurzelt stehen, verunsichert und allein gelassen, unschlüssig, mit großen Augen, paralysiert, nicht begreifend, was hier passieren soll.
An Unterstützung für sie mangelt es nicht: Bei jedem zögerlichen Schritt der unmündigen Nesthocker:innen Richtung Planken-Ende skandieren die Erwachsenen der Boomer-Generationen noch einmal – denen, die noch gar nicht wirklich gelebt haben, ermunternd zuwinkend, laut und fast schon euphorisch: ‚Weiter so!‘, ‚Weiter so‘ – Gleich habt Ihr es geschafft. Nur ein kleiner Schritt für Euch und ein großer für unsere Bequemlichkeit – ‚Weiter so!, Weiter so!‘
Zur grenzenlosen Überraschung ihrer Eltern und Großeltern wollen die aber gar nicht springen.
Das finden die christlichen und freien Demokrat:innen, die im Publikum zweifellos die Mehrheit stellen, gar nicht gut. Mütter und Väter schämen sich fremd für ihre Kinder, dass diese so gar nicht einsehen wollen, dass es für sie nicht weiter gehen kann, wenn es für ihre Eltern und Großeltern noch ein paar Jahre lang so weiter gehen soll wie bisher.
Ein Raunen geht durch die Gruppe der Erziehungsberechtigten und Kinderlosen, als erste Kinder und Jugendliche tief in ihre Hosentaschen greifen und plötzlich kleine Tuben mit Sekundenkleber hervorziehen.
„Das gildet nicht!“ ruft da der Chef der christlichen Demokrat:innen, der als erstes kapiert, was da vor sich geht. Und die meisten anderen Erwachsenen pflichten ihm lautstark bei – und echauffieren sich, rot im Gesicht: „Wo kämen wir denn hin, wenn das alle täten!“
Kaum sind die Tuben geöffnet, kleben sich schon erste Jugendliche mitten auf die Planke.
„Iiih! Klimakleber!“ wogt ein Schrei der Empörung durch die Menge.
Jetzt ist aber was los. Auf die Planke kleben, das geht gar nicht – das macht sie so richtig rasend, die Kreuzfahrenden. Sich gegen die eigene Vernichtung zu wehren, die die Mehrheit demokratisch beschlossen hat! Das ist einfach zu radikal. Und das geht jetzt auch schon viel zu lange. Ungeduld macht sich breit. Man möchte endlich zurück zu seinen Badetüchern und den Liegestühlen am Pool – und Sekundenkleber verzögert die Plankenräumung mindestens … um ein paar Sekunden.
„Das ist Klimaterrorismus, ihr kriminellen Klimaterroristen, verdammte RAF-Chaoten seid Ihr!“
Schon stürmt das 312. Plankenkommando das Lido Deck und flutet die Planke mit Lösungsmittel.
Die Jugendlichen wollen indes immer noch nicht gehen. Keinen Platz machen für die Alten. Ein leises Wimmern erfasst das Fleisch und Blut der Kreuzfahrenden.
Denn mit dem Lösungsmittel bahnt sich das Ende der Geschichte an – das Lösungsmittel ist das Mittel zur Lösung des ‚Erwachsenenproblems‘: Es wird glitschig auf der Planke. Die jungen Leute, sämtliche Kinder dieser Erde – und wer genau hinschaut, mag auch die Ungeborenen kommender Generationen erblicken – kommen ins Rutschen. Sie purzeln, straucheln und fallen übereinander, stolpern taumelnd und fallen auf die Knie – und ja, sie glitschen und rutschen, zunächst langsam aber sicher, und dann immer schneller, miteinander kollektiv, aneinander festgeklammert, mit verzerrten Mündern und panisch schreiend… alle zusammen ins Meer.
Dann sind sie alle, alle weg.
Boom.
Ein Teddy, eine Zahnspangendose, ein festgeklebter Schuh – es sieht wüst aus auf der Planke. Man wendet sich ab.
Gequälte Augen hier und da – einige Menschen weinen still vor sich hin.
Ein Mann läuft an… und springt hinterher. Seine Frau folgt.
Einzelfälle…
Die meisten der Liegestuhllieger:innen haben jetzt tun, sie haben es eilig und zücken hastig-routiniert und mit gewohnt leerem Blick ihr Allerheiligstes, ihr Smartphone, das auf dem mächtigen Bierbauch ruht. Schnell noch die ‚Plankenstory‘ posten: Ich war live. Dabei. Schaut das Video. Mein Kind hat gelächelt, als es fiel.
Ruhe breitet sich aus auf dem Lido Deck.
Willkommen an Bord.
Loslassen. Die Trauer zulassen. Abschied nehmen von der bisherigen Lebensweise.
Wir haben loszulassen. Wir haben Chancen, die wir bislang nicht hatten.
Wir können vieles. Nur eines nicht: Weiter machen wie bisher.
Machen wir weiter wie bisher, entziehen wir Menschen uns selbst absehbar die Lebensgrundlage. ‚Weiter so‘ = Zivilisationsverlust. So einfach ist das.
Das mag sich ätzend anfühlen, aber das ist die Realität.
Viele Menschen verschließen sich dieser Realität. Zumindest in ihrer Gänze.
Es ist Zeit für jede:n von uns, die Trauer zuzulassen über das Ende der bisherigen Lebensweise (von uns Menschen der frühindustrialisierten Staaten).
Geben wir dem Schmerz und der Trauer Raum, können wir emotional Abschied nehmen. Dann können wir loslassen und uns für neue Gedanken öffnen und uns Neuem zuwenden: Es gibt ein Leben jenseits des Überkonsums. Es kann viel reicher und schöner sein, als es auf der Basis von Geld und Konsum jemals möglich wäre.
Worauf kommt es wirklich an im Leben?
Diese Frage kann man sich wohl am besten beantworten, wenn man sich vorstellt, nur noch eine kurze Zeit am Leben zu sein.
Die Antworten in Büchern wie „Was Sterbende am meisten bereuen“ lauten übereinstimmend: Es kommt an auf gute Beziehungen, Liebe, Freundschaft und Qualitätszeit. Es kommt nicht an auf Geld, Konsum, Materielles (vorausgesetzt, die Grundbedürfnisse sind gesichert.)
Und damit haben wir bereits die Anleitung für ein gutes, CO2-freies, selbstgenügsames Leben innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen ohne Ausbeutung.
Liebe ist alles. So einfach ist das.
>> Findest Du das naiv? Kann sein. Horche in Dich hinein. Was sagt der Bauch?
„Imagine“?
„You may say, I’m a Dreamer. But I’m not the only One.“ sang John Lennon 1971 in seinem Song „Imagine“.
Die spannende Frage lautet nun, wer heute tatsächlich die Träumenden sind?
Weiterhin, wie zu Lennons Zeiten,
- diejenigen, die etwas verändern möchten? Oder sind die Träumenden mittlerweile nicht doch eher
- die Verfechter:innen des ‚Weiter so“, die die Augen ganz feste zumachen und darauf hoffen, dass das dann auch die Herausforderung Klima- und Aussterbekrise an uns Menschen vorbeizieht und alles nicht so schlimm wird wie Tausende Wissenschaftler:innen täglich aufs Neue bestätigen?
Was denken Sie?